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Wie Pritzwalk das Stadtrecht bekam

Wer die Gründer von Pritz­walk waren, ist nicht belegt. Sicher ist, dass mehrere Jahrhunderte lang die Slawen die Gegend besiedelt hatten und aus einer solchen Siedlung die spätere Stadt entstand. Ein Wunder ist das nicht: Bis heute zeichnet sich Pritzwalk durch die idyllische Lage in einer leichten Senke aus, die von der Dömnitz durchflossen wird. Den Werdegang Pritzwalks beleuchtet ausführlich das Buch „Illustrierte Geschichte Pritzwalks“ von Rolf Rehberg und Wolfgang Simon, das unter anderem in der Museumsfabrik Pritzwalk zum Kauf angeboten wird.

Stadtwappen von Pritzwalk.

Der Ortsname Pritzwalk ist zweifelsfrei slawischen Ursprungs, wenn auch seine Bedeutung umstritten ist. Eine der Deutungen erklärt die Motive auf dem Stadtwappen von Pritzwalk, das im 13. Jahrhundert erstmals auftauchte: Es zeigt einen Wolf, der unter einer Linde schreitet, darüber der rote Adler der Mark Brandenburg.

Guter Platz zum Siedeln

Mit frischem Trinkwasser und hoher Fließgeschwindigkeit bot die Dömnitz einen guten Ausgangspunkt für eine Siedlung. Als Pritzwalk 1256 zum ersten Mal schriftlich erwähnt wurde, war die Stadt bereits voll ausgebildet. Denn aus diesem Jahr stammt die Stadtrechtsurkunde, die auch belegt, dass Pritzwalk Mitte des 13. Jahrhunderts zum markgräflichen Herrschaftsbereich gehörte.

Wappentafel mit Wappenträgerfiguren in bürgerlicher Kleidung aus dem 15. Jahrhundert. Quelle: Illsutrierte Geschichte Pritzwalks, 2. Auflage
Wolf und Linde in einem Pritzwalker Siegel aus dem beginnenden 14. Jahrhundert. Quelle: Museumsfabrik Pritzwalk

Am 23. Juli 1256 billigten die Hofnotare Heinrich und Johannes im Namen der Markgrafen von Brandenburg, Johannes und Otto, den Pritzwalkern Bürgerrechte zu, zum Beispiel das Erbrecht, die gleichberechtigte Stellung der Frau oder die für alle gleichermaßen geltende Gerichtsbarkeit. Die Pritzwalker Bürgerschaft hatte auch die Pflicht, die Wall- und Wehranlage zu schützen.

Kaufleute und Handwerker

Besondere Bedeutung müssen schon damals die Kaufleute der Stadt gehabt haben, die in einer Bruderschaft organisiert waren. Sie bestimmten zum Beispiel über den Gewandschnitt, also das Recht zum Zuschneiden und den Verkauf der Wolltuche. Woll- und Leinenstoffe, Getreide, Holz und Vieh waren die Handelsgüter der jungen Stadt.

Diese entwickelte sich an einem Schnittpunkt alter Handelsstraßen: Eine verband die Herrschaftszentren Wittstock und Lenzen und scheint in Pritzwalk die Dömnitz gequert zu haben. Die Ost-West-Verbindung dominiert bis heute den Grundriss der Stadt. Die Markt- und die Grünstraße, die Hauptverkehrsstraßen, verbanden das westliche Perleberger Tor mit dem östlichen Kemnitzer oder Wittstocker Tor.

Phantasievolle Darstellung der Erbauung Pritzwalks aus Andreas Angelus, Annales Marchiae Brandenburgicae, 1598. Quelle: Illustrierte Geschichte Pritzwalks
Einst ein imposantes Rathaus

Die Marktstraße war einst als Magistrale angelegt worden, bot Fuhrwerken Platz und dem Vieh und den Pferden an mehreren Brunnen Trinkwasser. Wie das ursprüngliche Rathaus aussah, ist heute kaum bekannt. 1995 haben Untersuchungen ein imposantes Maß der Fundamente und Keller sichtbar gemacht.

 

Das alte Rathaus muss viel weiter in den Marktplatz hineingereicht haben als das heutige Gebäude. Nach Norden gab es einen Innenhof. Eine erste Abbildung zeigt das aus dem frühen 16. Jahrhundert stammende Renaissance-Gebäude. Damals war es üblich, dass das Rathaus auch Handelsplatz war: Wie heute spielte sich direkt vor dem Gebäude der Markt ab, boten die Bauern aus der Umgebung ihre Waren und ihr Vieh zum Verkauf an.

Das Modell der einstigen Stadt Pritzwalk entstand nach einem Stadtplan von 1727. Es steht heute in der Museumsfabrik. Foto: Lars Schladitz
Bürger durften mitreden

In den Gassen siedelten sich die verschiedenen Gewerke an, die sich zu Handwerksgilden zusammenschlossen.  Diese hatten ein starkes politisches Gewicht, wenn es um wichtige Entscheidungen ging. Gemeinsam mit den Ratsherren und der Bürgerschaft regierten sie die Stadt. Mindestens einmal im Jahr gab es zwischen dem 14. und dem 17. Jahrhundert eine „Bursprake“, eine Bürgerversammlung, in der jeder sein Anliegen gegenüber dem Rat vorbringen durfte.

Stadtmauer mit Wehrturm. Foto: Lars Schladitz

Geschützt wurde die junge Stadt ab dem 14. Jahrhundert durch die heute in Resten erhaltene Ringmauer aus Feld- und Backsteinen. Das Bauwerk, das die drei Tore im Osten, Westen und Südwesten durchbrachen, war stark befestigt. Das Bürgerrecht schloss die Pflicht zum Wachdienst ein: Mit Piken und Armbrüsten verteidigten die Pritzwalker ihre Stadt. Die Zeiten waren unsicher, „Raubritter“ trieben ihr Unwesen.

Über mehrere Jahrhunderte wurden in und bei Pritzwalk viele Schlachten ausgekämpft. Die Stadtmauer verschwand erst nach dem großen Stadtbrand 1821, als die Feldsteine für den Wiederaufbau benutzt wurden. Nur vereinzelte Reste sind noch erhalten.


Quelle: Illustrierte Geschichte Pritzwalks, Rolf Rehberg/Wolfgang Simon, 2., erweitere Auflage