Mann mit Mikrofon macht auf der Bühne Stimmung, davor stehen hunderte Kinder. Foto: Marlen Brunsch | zur StartseitePinkfarben blühender Rhododendron, im Hintergrund ist die Tuchfabrik zu sehen | zur StartseiteLuftaufnahme der Pritzwalker Altstadt mit Kirche Sankt Nikolai und Tuchfabrik | zur StartseiteFeld auf einer Seite mit gelbem Raps und auf der anderen mit Sand | zur StartseiteDrohnenaufnahme der Marktstraße beim Pritzwalker Frühlingserwachen | zur Startseitevon Bäumen gesäumter Spazierweg Am Burgwall | zur Startseite

Hochwasser rauschte 1993 durch Pritzwalk

23. 06. 2023

Pritzwalk. Aktuell steigen die Pegel wieder: Doch Hochwasserschutz wird in Pritzwalk seit vielen Jahren groß geschrieben. Regenrückhaltebecken, unterirdische Speicher und eine großzügige Regenentwässerung werden bei jeder Tiefbaumaßnahme eingeplant. Anders sah das 1993 aus: Vor 30 Jahren wurde die Innenstadt von den Fluten völlig überspült. Wer es nicht zum Vortrag zu „30 Jahre Hochwasser" in der Museumsfabrik schaffte, findet hier einen kleinen historischen Rückblick auf das Ereignis.

 

Zwischen dem 11. und 13. Juni 1993 regnete es in Pritzwalk und Umgebung pausenlos. Über das Wochenende fielen in Pritzwalk 160 Liter Regen pro Quadratmeter – mehr als dreimal so viel, wie es in Pritzwalk üblicherweise im gesamten Juni regnet.

 

Der höchste je gemessene Pegel

Große Hochwasser hatte es zuletzt 1953 und 1956 gegeben. Die Straßen wurden jeweils überflutet. Die Flut von 1993 war dennoch ein Jahrhundertereignis. Die Dömnitz erreichte am 12. Juni ihren höchsten jemals gemessenen Pegelstand: 302 Zentimeter – normal sind etwa 140 Zentimeter.

 

Die Schillerstraße war ein einziger See. Foto: Kathrin MaaßDie Schillerstraße war ein einziger See. Foto: Kathrin Maaß

 

Die Wassermassen rollten schließlich mit fast neun Kubikmetern Wasser pro Sekunde durch die Stadt. Selbst die beschauliche Rodane verwandelte sich plötzlich in einen reißenden Sturzbach. Und mit dem Wasser kamen Schlamm und Steine in die Vorgärten und Keller.

 

Zum Glück gab es keine Opfer

Glücklicherweise gab es trotz des rasant steigenden Wasserstandes keine Opfer. Einige mussten jedoch aus dem Wasser gerettet werden. Die wegen der Unterspülungen unübersichtlichen Straßenverhältnisse verursachten an vielen Stellen Verkehrsunfälle. 21 Menschen mussten zeitweise in Notunterkünften untergebracht werden. Zahlreiche Gebäude und Straßen waren schwer beschädigt.

 

Dass viele Straßen unterspült waren, zeigte sich erst in den Tagen nach dem Hochwasser, so wie hier in der Schlachthausstraße. Foto: Peter DuchrauDass viele Straßen völlig unterspült waren, zeigte sich erst in den Tagen nach dem Hochwasser, so wie hier in der Schlachthausstraße. Foto: Peter Duchrau

 

In der Schlachthausstraße waren das Pflaster aufgerissen und die Brücke stark in Mitleidenschaft gezogen. Unten im Fluss war ein Pkw angespült und bis zum Dach unter Wasser verschwunden. Wegen unterspülter Strecken blieb auch der Bahnverkehr in der Region für eine Weile außer Betrieb. Teilweise hingen die Bahngleise der Strecke Pritzwalk-Perleberg einen Meter in der Luft. Flussabwärts in Schönhagen richtete die Dömnitz ebenfalls Zerstörungen an.

 

Nicht immer zahlte die Versicherung

Der Schaden durch das Hochwasser allein in Pritzwalk wurde damals auf 15 Millionen D-Mark geschätzt, insgesamt auf 32 Millionen D-Mark, denn auch im Umkreis von Perleberg hatte es schwere Schäden gegeben. Nicht immer kamen die Versicherungen für alle privaten Schäden auf. Immerhin war die Hilfsbereitschaft groß. Feuerwehren aus der gesamten Prignitz waren im Einsatz. Eine Berlinerin spendete spontan ein Geldbündel mit 50 000 D-Mark.

 

Auf den umliegenden Weiden stand das Vieh tagelang im Wasser. Foto: Giesela ThielAuf den umliegenden Weiden stand das Vieh tagelang im Wasser. Foto: Giesela Thiel

 

Ein paar Wochen später war die Dömnitz wieder der bekannte, gemächlich fließende Fluss. Die Schäden in der Stadtbild wurden in den folgenden Jahren repariert. Der „Schwarze Parkplatz“ am Burgwall hatte als tiefster Punkt der Stadt besonders viel Wasser gesammelt und wurde kurz nach der Katastrophe neu gestaltet.

 

Nachhaltige Änderungen im Stadtbild

Dennoch entstanden aufgrund der Schäden an Gebäuden auch nachhaltigere Änderungen. So manches Haus stand leer. Die Häuserzeile vor der Tuchfabrik am Meyenburger Tor und die benachbarte Stadtmühle wurden zum Beispiel in den folgenden Jahren abgerissen. Dort befindet sich heute der Parkplatz Dömnitzinsel.

 

Unter der Havelberger Straße wird die Regenentwässerung erneuert. Foto: Beate VogelUnter der Havelberger Straße wird die Regenentwässerung erneuert. Foto: Beate Vogel

 

Viele Bauprojekte, die im Zuge der Innenstadtsanierung in den Jahren nach der Katastrophe umgesetzt wurden, beinhalteten auch den Hochwasserschutz. So wurde am Burgwall ein großes Regenwasserrückhaltebecken angelegt. Ganz aktuell bekommen die neuen Röhren für die Regenentwässerung unter der Havelberger Straße einen deutlich größeren Querschnitt: Über sie wird das Regenwasser der Hagenstraße, der Bahnhofstraße und dem Gewerbegebiet Süd aufgenommen. Lars Schladitz

 

Hier finden Sie einige private Videos vom Hochwasser 1993:

 

Bild zur Meldung: Am Meyenburger Tor rauschte das Wasser durch. Die Häuserzeile rechts wurde wenige Jahre später abgerissen. Dort ist heute der Parkplatz Dömnitzinsel. Foto: Peter Duchrau