Kostüme, Konfetti, Umzugswagen

In Pritzwalk gibt es eine lange Tradition, Stadtgeschichte als Gemeinschaftserlebnis zu feiern. Die kleine Sadt erhielt am 23. Juli 1256 das Stadtrecht. Im Namen der Marktgrafen von Brandenburg, Johannes und Otto, erhielten die Bürger Pritzwalks dieselben Rechte wie sie bereits Seehausen (Altmark) erhalten hatte. Die bisherige Siedlung durfte sich fortan Stadt nennen. Im Mittelalter bedeutete diese Verleihung einen weitreichenden Schritt für die Gemeinschaft. Es bedeutete das Marktrecht, das Recht für eine Befestigung und das Recht zur Ausführung einer Gerichtsbarkeit.

Prächtige Kostüme, Festwagen, Sonnenschein und viele Menschen prägten 2006 die Festtage zu 750 Jahre Stadtrecht in Pritzwalk. Foto: Fred Pogalski
Gewachsenes Bewusstsein

Den Jahrestag der Verleihung des Stadtrechts ausgiebig zu feiern, hing in erster Linie mit einem gewachsenen Geschichtsbewusstsein der Stadtbevölkerung ab Ende des 19. Jahrhunderts wie auch einer größeren Vereinskultur zusammen. Feste und Festmärsche in der Innenstadt wurden im späten 19. Jahrhundert zunehmend populär.

1981 – der Ponywagen erinnerte an die zahlreichen Mühlen in Pritzwalk. Foto: Privat
Bekannte Stadtsage

Viele Episoden und Legenden der Stadtgeschichte wie die von Heine Klemens waren fest im kollektiven Gedächtnis verankert. Die Verarbeitung der eigenen Erinnerung an die jüngere Vergangenheit spielte damals wie heute eine wichtige Rolle.

 

Auch die Darstellung von Epochen aus der Stadtgeschichte und die Beteiligung vieler Vereine und ansässiger Handwerker und Unternehmer an Stadtumzügen mit phantasievoll geschmückten Umzugswagen war bereits Anfang des 20. Jahrhunderts etabliert – alles unter reger Beteiligung von Schaulustigen.

 

Höhepunkt zur 700-Jahr-Feier

Die 700-Jahrfeier der Stadt im Jahr 1956 war einer solcher Höhepunkte, die einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen haben. Immerhin wurde die Freilichtbühne auf dem Trappenberg eigens für das Stadtjubiläum errichtet und war beim zentralen Theaterstück „Der Klemen bleibt euer Feind“ über die bekannte Stadtsage bis auf den letzten Platz besetzt.

Kurz nach der Eröffnung des neuen Pritzwalker Bahnhofsgebäudes signalisierten die Feierlichkeiten ein Ende der Entbehrungen der Nachkriegszeit und den Beginn einer Epoche des Aufbaus. Durch die neu gestaltete Bahnhofstraße zog auch der große Festumzug.


Höhepunkt mit Stadtumzug

Auch das nächste große Stadtfest zum 725-jährigen Jubiläum 1981 hatte als Höhepunkt den Stadtumzug. Die Stadt konnte mit dem gerade erst fertiggestellten neuen Bibliotheksgebäude und dem modernisierten Zahnradwerk als Vorzeigebetrieb glänzen. Neben Vorführungen von Feuerwehr, Handwerk und Sportlern gab es abends einen Film mit Louis de Funès auf dem Trappenberg. Die Hochschule für Film und Fernsehen produzierte eigens eine Filmdokumentation.


Die letzte große Jubiläumsfeier im Jahr 2006 stand ganz in der Tradition der vorangegangenen Feierlichkeiten. Neben dem großen Rummel in der Marktstraße gab es Sportfeste, viele kleine Ausstellungen und neu gestaltete Schaufenster. 2021 kann sich die Stadt Pritz-walk zum 765. „Geburtstag“ ihrer langen Geschichte erinnern. Es kommen wieder andere Zeiten. Lars Schladitz

Kostümiert haben sich die Pritzwalkerinnen und Pritzwalker auch bei „normalen“ Stadtfesten sehr gern – allen voran die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadtverwaltung, wie diese Aufnahmen von 1995 (l.) und 1996 (r.) zeigen.
Kostümiert haben sich die Pritzwalkerinnen und Pritzwalker auch bei „normalen“ Stadtfesten sehr gern – allen voran die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadtverwaltung, wie diese Aufnahmen von 1995 (l.) und 1996 (r.) zeigen.