Pioniere der Wasserkraft - Mühlen einst und heute

Flussabwärts: Die Schönhagener Mühle ist die letzte Pritzwalker Mühle am Lauf der Dömnitz. Foto: Lars Schladitz

Die Energie der zahlreichen Flüsse des heutigen Pritzwalker Stadtgebietes wurden bereits seit dem Mittelalter genutzt. Viele der bis heute erhaltenen Standorte wurden bereits in dieser Zeit angelegt. Die Nutzung und Beeinflussung des Wasserlaufes war ein kostbares Privileg, eine gute Lage war begehrt. Wegen ihrer zentralen Bedeutung für die Versorgung der Region erhielten Mühlen einen Sonderstatus.

 

Allein am Lauf der Dömnitz zwischen Sadenbeck und Schönhagen sind neun Standorte nachgewiesen, hinzu kommen weitere an den Nebenflüssen wie der Rodane oder dem Kemnitzbach. Die für den Mühlenbetrieb angestauten Mühlenteiche zeugen oft noch heute von den einstigen Plätzen, an denen Mühlen standen.


Wichtig für die Tuchmacher

Genutzt wurde der Wasserlauf nicht nur zum Mahlen von Getreide, auch die zahlreichen Tuchmacher der Stadt nutzen die Wasserkraft, insbesondere zum Walken der fertig gewobenen Tuche, die in der Stadt hergestellt wurden. Zwei der wichtigsten Pritzwalker Exportgüter waren also direkt aus der Kraft des Wassers entstanden. Die über die Hanse vertriebenen Tuche brachten Pritzwalk eine Blütezeit. Getreideprodukte aus den Mühlen blieben noch bis weit in die Industrialisierung eines der wichtigsten Pritzwalker Produkte und versorgten gleichzeitig die wachsende Stadtbevölkerung.

Mit der Einführung von Dampfkraft und später elektrischen Antrieben wurden die Mühlenstandorte vom Wasser unabhängig. Die Fuchs’sche Mühle in der Pritzwalker Burgstraße ist ein Zeugnis des zunehmend industrialisierten Mühlengewerbes in Pritzwalk. Ab 1860 war hier der Standort der ersten dampfgetriebenen Mühle der Stadt, abseits des sonst für den Betrieb notwendigen Flusslaufes.

Die Wassermühle in Streckenthin. Quelle: Museum
Wasserrad an der Mühle in Kemnitz, die bis 1969 in Betrieb war.

Die Fuchs’sche Mühle blieb nach mehreren Modernisierungsphasen als letzte Pritzwalker Mühle noch bis zum Ende der DDR in Betrieb und verarbeitete täglich bis zu 60 Tonnen Getreide. Nur das zum Wohnhaus umgebaute Speichergebäude ist erhalten geblieben.


Mit Dampfmaschine

Die im 17. Jahrhundert errichtete Walkmühle am Pritz-walker Burgwall wurde 1854 zur Tuchfabrik der Gebrüder Abel. Das Walken mit Wasserkraft konnte jedoch dem schnellen Wandel der Industrialisierung nicht mit der Dampfkraft mithalten. Die Tuchfabrik Abel wurde Ende des 19. Jahrhunderts geschlossen. Einige Wassermühlen wie die Stadtmühle am Meyenburger Tor erhielten trotz ihrer Flusslage eine Dampfmaschine für den Antrieb, versprach es doch höhere Produktion und Unabhängigkeit von den Wandelungen des Gewässers.

Walzenstühle kamen auf

Gerade im frühen 20. Jahrhundert führten Unrat und Industrieabwässer häufiger zu einer Verschlammung der Dömnitz, was den Mühlenbetrieb stark beeinträchtigte. Trotz der Nutzung fossiler Brennstoffe blieben die meisten Mühlen Pioniere in der Nutzung erneuerbarer Energien. Wasserkraft wurde hier bereits früh in elektrischen Strom umgewandelt. Kleinere Mühlen blieben bei der klassischen Installation des laufenden Wasserrades.


Auch das Innenleben der Mühlen änderte sich. Statt der klassischen Mahlsteine wurden seit Anfang des 20. Jahrhunderts industriell gefertigte Walzenstühle eingesetzt. In der Kathfelder Mühle ist die Innenausstattung aus den 1930er Jahren erhalten geblieben und kann besichtigt werden. Die zahlreichen Mühlenstandorte bieten für Pritzwalk ein reichhaltiges kulturelles Erbe. Lars Schladitz

Luftbild der Kathfelder Mühle, die heute ein beliebtes Ausflugsziel nicht nur bei Pritzwalkern ist. Foto: Lars Schladitz